25 erfolgreiche Jahre


Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) richtete in Kooperation mit dem Hessischen Braunkohle Bergbaumuseum am 11. Juni mit über 300 Gästen ein Familienfest im Themenpark Kohle & Energie aus. Anlass war das 25-jährige Bestehen der Arbeitnehmerorganisation.

„Wir haben lange nach einem besonderen Veranstaltungsort für unsere Jubiläumsfeier gesucht,“ erläuterte Friedrich „Fredie“ Nothhelfer, IG BCE Bezirks- und Veranstaltungsleiter. „Borken bot uns zwei herausragende Eigenschaften: Zum einen bilden die Bergbaubagger und Kraftwerksturbinen eine tolle industriekulturelle Kulisse für unser Jubiläumsfest; zum anderen blickt die frühere Bergbau- und Kraftwerksstadt selbst auf eine traditionsreiche und überaus erfolgreiche Gewerkschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert zurück. Die Bergleute und Kraftwerker waren hier zu 99 % gewerkschaftlich organisiert. Sie gestalteten ihre Arbeitswelt aktiv und zukunftsweisend mit. Genau darauf kommt es heute auch an.“

Folgerichtig referierte Michael Vasiliadis, Vorsitzender der IG BCE, in seiner Festrede über die „Zukunft der Arbeit“. Seine prägnanten, kämpferisch vorgetragenen Ausführungen waren der Höhepunkt der Veranstaltung. Am Schluss seiner Rede erntete Vasiliadis tosenden Applaus. Vor allem die vielen jungen Gewerkschaftsmitglieder zeigten sich begeistert, werden sie doch künftig in hohem Maße von tiefgreifenden Veränderungen in der Arbeits- und Berufswelt betroffen sein. Vasiliadis machte ihnen Mut, sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen und kündigte für anstehende Tarifverhandlungen an, dass sich die IG BCE vehement für die Interessen der Arbeitnehmer einsetzen und angesichts der galoppierenden Inflation eine Steigerung der Reallöhne und der Kaufkraft fordern werde.

Im Anschluss diskutierten die IG BCE Mitglieder intensiv über die Ausführungen des Gewerkschaftschefs, schlenderten durch das Freilichtmuseum, fuhren mit der Besucherbahn oder genossen bei Kaffee & Kuchen und Familienpizza die Sommersonne. Die Kinder vergnügten sich in einer Hüpfburg und in der Baggerspielelandschaft des Museums. Zahlreiche Besucher ließen sich die Großgeräte in Aktion vorführen. Das Filmteam um Rolf Iltz und seine Bochumer Filmproduktionsfirma social & art TV drehten Aufnahmen, um den Ablauf des Jubiläumsfestes zu dokumentieren. Derweil trugen sich Michael Vasiliadis und Fredie Nothhelfer in das Goldene Buch der Stadt Borken ein.

Am Ende des Jubiläumsfestes zog Fredie Nothhelfer eine positive Bilanz: „Alles hat prima geklappt. Wir haben von unseren Mitgliedern und ihren Familienangehörigen viel Lob erfahren. Das Konzept, keine reine Mitgliederversammlung, sondern ein Jubiläumsfest für die ganze Familie auszurichten, ging auf“.

 

Auszüge aus der Rede des IG BCE-Vorsitzenden Michael Vasiliadis
„Wir stehen vor dem größten Umbruch der Arbeitswelt seit dem Beginn der Industrialisierung. Die Digitalisierung, die Automatisierung und der klimaneutrale Umbau unserer Wirtschaft werden die Arbeitswelt gravierend verändern. Dieser fundamentale Wandel und diese Transformation der Arbeitswelt werden hunderttausende von Arbeitnehmern betreffen. Von daher zählt die gerechte Ausgestaltung der Berufs- und Arbeitswelt zu den zentralen Kernthemen der Industriegewerkschaft.
Kein Transformationsprozess ohne uns!
Wir fordern die Politik und die Wirtschaft auf, die Gewerkschaften in die aktuellen Transformationsprozesse einzubinden. Wir wollen und werden uns aktiv und kraftvoll beteiligen. Wir stellen uns den Herausforderungen und wissen, dass derzeit viele unserer Mitglieder um ihren Arbeitsplatz bangen. Viele Branchen sind von hohen Energiekosten und aufgrund des Ukraine-Kriegs vielleicht sogar von einem Gasstopp bedroht. In Nordhessen gibt es mit der Firma Kali & Salz ein Unternehmen, das viel Gas benötigt. Gleiches gilt für vier Papierfabriken, zwei Glashütten und ein Dutzend Feuerfestbetriebe. Sie alle sind auf verlässliche Gaslieferungen angewiesen.
Es gilt daher umso mehr, die Abhängigkeiten von russischem Gas und Öl zu verringern. Was wir jetzt brauchen, ist mehr Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien und einen Schutzschirm, der vor allem die kleineren und mittleren Unternehmen schützt.
Mit Blick auf die galoppierende Inflation weise ich auf eine weitere Kernaufgabe der Gewerkschaften hin. Wir brauchen in Deutschland vor allen Dingen eins: Real steigende Löhne für die breite Masse unserer Beschäftigten! Wir wollen und dürfen uns daher nicht vom Irrglauben einer angeblichen Lohn-Preis-Spirale bremsen lassen, vor der Wirtschaftsvertreter warnen.
Ich will an dieser Stelle auf die vor kurzem erzielte Brückenlösung im Chemie-Tarif hinweisen wo wir eine Einmalzahlung in Höhe von 1.400 Euro vereinbart haben. Damit haben wir gezeigt, dass wir in schwierigen Zeiten verantwortungsbewusst und zukunftsorientiert handeln können und haben als Gewerkschaft Augenmaß bewiesen. Trotzdem: Wir rücken von unserem Ziel einer kräftigen Kaufkraftsteigerung nicht ab!
Es ist an der Zeit, gute Arbeit fair und angemessen zu entlohnen. Die Gehälter müssen daher mit den steigenden Preisen endlich wieder Schritt halten können.
Heute blicken wir auf das 25-jährige Bestehen unserer IG BCE zurück. Ein Vierteljahrhundert ehrliche und erfolgreiche Gewerkschaftsarbeit – gemeinsam, solidarisch, nah am Menschen. In diesen 25 Jahren haben wir gemeinsam viel erreicht.
Und auch heute gilt: Gerade in Zeiten, in denen es manchmal so schein, als ob unsere Welt immer mehr aus den Fugen gerät – egal ob Klimakrise, Krieg oder Corona – sind wir als starke Gewerkschaft umso mehr gefragt.
Wir wollen auch in Zukunft ein stabiler Anker für die Menschen in unserem Land sein.

Michael Vasiliadis überließ dem Hessischen Braunkohle Bergbaumuseum freundlicherweise sein Redemanuskript, das in den Bestand des Bergbauarchivs eingestellt wurde.

Michael Vasiliadis im Gespräch mit Adi Geis, der in Bergmannstracht vor Ort war.