Hessisches Bergbaumuseum

Bedeutende Neuzugänge im Bergbaumuseum Borken


Ende März überreichten Betriebsratsmitglieder von zwei Uniper-Kraftwerken und der Arbeitsdirektor der PreussenElektra GmbH, Eberhard Schomburg, zwei Bronzebüsten an das Hessische Braunkohle Bergbaumuseum. Bei den Kunstwerken handelt sich um Portraits von Wilhelm Heyden und Hans Staudinger, die im Gründungsjahr 1927 als Vorstandsmitglied bzw. als Aufsichtsratschef der Preußischen Elektrizitäts-AG (PreussenElektra) amtierten.

Mit der Gründung dieser Aktiengesellschaft fasste der preußische Staat seine energiewirtschaftlichen Beteiligungen zu einem schlagkräftigen und international kreditwürdigen Konzern zusammen. Firmensitz war die Hauptstadt Preußens, Berlin.

Auch das Braunkohlekraftwerk Borken gehörte dem neuen Unternehmen an. In Borken wurde seit dem Jahr 1923 Strom erzeugt. Hierfür war eignes die „Gewerkschaft Großkraftwerk Main-Weser“ gegründet worden, die die Aufgabe hatte, die Region zwischen den beiden Flüssen zu elektrifizieren. Die bergmännische Gewerkschaft war eines der drei Gründungsunternehmen der PeussenElektra.

Die Konzernspitze in Berlin erkannte schnell, dass Borken eine „Goldgrube“ war. Die PreussenElektra nahm im Ausland Dollar- und Pfundkredite auf und investierte das Geld in den systematischen Ausbau der Borkener Bergbau- und Kraftwerksbetriebe. So wurde zum Beispiel ein Verbund zwischen dem Kohlekraftwerk Borken und dem Wasserkraftwerk am Edersee geschaffen. Dadurch konnte das Borkener Kraftwerk rund um die Uhr betrieben werden, denn man nutze den in der Nacht erzeugten, mangels Verbrauchern nicht verwertbaren Strom dazu, Wasser in ein hochgelegenes Speicherbecken am Edersee hinauf zu pumpen. Tags darauf, wenn z.B. Mittags sehr viel  Strom benötigt wurde, ließ das Ederseekraftwerk Wasser ab, trieb damit Wasserturbinen an, erzeugte so für kurze Zeit eine hohe Strommenge und deckte damit die „Stromspitze“ ab. Eine pfiffige Form der Energiespeicherung – und eine Maßnahme, die eine hohe Auslastung des Borkener Kraftwerks garantierte.

Zurück in die Gründerzeit
„Wilhelm Heyden, Hans Staudinger und – als Dritter im Bunde – der erste Generaldirektor der PreussenElektra, Robert Frank, sorgten mit ihren Entscheidungen im fernen Berlin dafür, dass Borken als wichtigster Konzernstandort ausgebaut wurde“, erläuterte Museumsleiter Ingo Sielaff sein museales Interesse an den drei Führungspersönlichkeiten. Die Büste von Robert Frank war dem Museum bereits im Vorjahr übergeben worden.

Auch Borkens Bürgermeister Marcel Pritsch-Rehm freute sich über die Neuzugänge: „ Jedes  Museum benötigt attraktive Ausstellungsstücke, die den Bestand bereichern und den Besuchern neue spannende Geschichten erzählen. Und genau das tun diese Bronzebüsten.“

Das Museum hat im vergangenen Jahr einen Fördermittelantrag an das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst zur Präsentation der Frank-Büste gestellt. Dieser sieht vor, dass eine Hörstation Informationen vermittelt. „Jetzt können wir nicht nur die Geschichte von Robert Frank, sondern auch die von Hans Staudinger und Wilhelm Heyden erzählten“, beschrieb Bürgermeister Pritsch-Rehm den projektierten Ausstellungsbereich. Arbeitsdirektor Eberhard Schomburg ergänzte hierzu: „Es ist gut zu wissen, dass das Bergbaumuseum nunmehr einen Blick auf die Gründungsgeschichte der PreussenElektra werfen kann, denn mit dem Generaldirektor, einem Vorstandsmitglied und dem Aufsichtsratsvorsitzenden verfügt das Museum über Exponate zu den drei wichtigsten Führungspersönlichkeiten jener Zeit.“

Übrigens: Die heutige PreussenElektra GmbH betreibt die Kernkraftwerkssparte des früheren Konzerns. Mit ihrer Namensgebung knüpft das Unternehmen an die Historie der einstigen Aktiengesellschaft an.

Der neue Ausstellungsbereich im Museumsgebäude in der Borkener Altstadt wird realisiert, sobald das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst die Fördermittel bewilligt hat. Die Versendung der Bewilligungsbescheide erfolgt üblicherweise im Mai. Das Museum hofft auf einen positiven Entscheid und bedankt sich schon einmal sehr herzlich bei der Uniper Kraftwerke GmbH, der PreussenElektra GmbH und bei dem Trockenerfurther Horst Euler, der als einstiger Mitarbeiter des Kraftwerks am Edersee die Kontakte geknüpft hat.