Hess. Bergbaumuseum

„Simulierte Sprengung“ - Kohlegewinnung unter Tage


Die Sprengarbeit war eine in Nordhessen verbreitete Methode der untertägigen Kohlegewinnung. Sie wurde von besonders ausgebildeten Bergleuten, den Schießhauern ausgeführt. Diese bohrten zunächst vor Ort direkt in das Kohleflöz Löcher, in die sie anschließend Sprengladungen steckten. Der Sprengstoff wurde dann zeitlich versetzt zur Detonation gebracht. Er löste die Kohle aus dem Flöz. Die Braunkohle fiel polternd herunter und konnte  anschließend mit Muskelkraft in Kohlewagen geschaufelt oder maschinell auf Förderbänder verladen werden.

Wieder alles intakt und im Takt: Der Museumsbaustein zur „Simulierten Sprengung im Besucherstollen. 

Museumsbaustein „Simulierte Sprengung“
Im Besucherstollen des Bergbaumuseums Borken wird diese Gewinnungsmethode in einem besonderen Ausstellungsbereich dargestellt. Dabei wird die Sprengarbeit der Bergleute mittels Lampen, die zeitversetzt aufleuchten und die die Detonationen symbolisieren sowie mit einer Geräuschkulisse nachgestellt. Die Besucher erhalten so einen Eindruck unterirdischer Sprengarbeit. Die „Simulierte Sprengung“ zählt im wahrsten Sinn des Wortes zu den Highlights der untertägigen Führung.

Der Museumsbaustein funktionierte seit der Eröffnung des Besucherstollens im Jahr 1992 problemlos. Kleinere Reparaturen wurden durch die Museumstechniker ausgeführt. Doch dann stellte sich Anfang des Jahres ein größerer Schaden ein, der nicht mehr mit Bordmitteln behoben werden konnte. Jetzt war guter Rat gefragt, denn für die uralten Licht- und Tonabspielgeräte gab es schon lange keine Ersatzteile mehr. 

In dieser Situation bot die Göbel Systemtechnik GmbH, Borken (Hessen), ihre Hilfe an. Die Firmenchefs Gerd und Stephan Göbel und ihre versierten Techniker entwickelten eine komplett neue, auf zeitgemäßer Technik beruhende Medienanlage. Sie besteht aus einer Medienzentrale, einem Gestellschrank, einem Mediaplayer, Steuerungselementen, Lautsprechern sowie LED-Lichttechnik. Zudem recherchierten die Systemtechniker wirklichkeitsgetreue Detonationsgeräusche, programmierten den punktgenauen Einsatz der Licht- und Toneffekte und installierten die Anlage im Besucherstollen.

„Eine tolle Unterstützung“, lobte Bürgermeister Marcel Pritsch-Rehm die mit Borken eng verbundene Firma und bedankte sich im Namen des Museums für die großzügige Sachspende. „Jetzt können wir den Museumsgästen wieder alle untertägigen Geräte im Demonstrationsbetrieb vorführen“, freute sich Pritsch-Rehm, der auch den Vorstand der „Stiftung Hessisches Braunkohle Bergbaumuseum“ leitet.

Bei dem Projekt halfen auch Bergleute mit. Der ehemalige Steiger Werner Stock beriet die Firma Göbel, in welcher Reihenfolge die Sprengladungen damals im Abbaubetrieb detonierten, so dass die Licht- und Tontechnik entsprechend ausgelegt werden konnte.

Senior-Firmenchef Gerd Göbel sagte, dass sein Unternehmen gerne einen Beitrag leiste, um die bergmännische Arbeitswelt heutigen Generationen zu vermitteln. „Der Bergbau und das Kraftwerk Borken haben die Region im 20. Jahrhundert geprägt. Wir wollen die Erinnerung an diese Ära und die bergmännische Tradition bewahren“.