Das Arbeiten in einer fast leeren Einrichtung


Die Kinderbetreuung in den Kinderbetreuungseinrichtungen der Stadt Borken und dem Borkener Waldkindergarten ist aufgrund der Corona-Pandemie zur Zeit ausgesetzt und die Einrichtungen sind geschlossen. Das heißt aber nicht, dass nicht gearbeitet wird. Es wird eine Kinderbetreuung ermöglicht, wenn ein Elternteil in einem Bereich arbeitet, der für die Aufrechterhaltung der wichtigen Infrastrukturen erforderlich ist und keine Alternativ-Betreuung der Kinder möglich ist.

Sandra Isak, Anerkennungspraktikantin in der Kinderkrippe „Borkener Bergzwerge“, berichtet, wie sie diese Zeit empfindet und wie sie sich fühlt, wenn sie zur Arbeit in die Einrichtung geht:

„Der Morgen startet schon beim Aufwachen anders als bisher und vor allem anders, als man es gern hätte. Man weiß, auf der Arbeit wird es heute ganz still und leer, nicht so wie man es gewohnt ist. Von einem mulmigen Gefühl wird man auf dem ganzen Weg zur Arbeit begleitet. Den ganzen Tag über ist dieses ungewisse Gefühl im Hinterkopf.
Die Garderoben der Kinder sind teilweise noch gefüllt mit den alltäglichen Sachen und man hat das Gefühl, bald trudeln alle nach und nach ein und der spaßige Alltag in der Krippe startet. Aber es ist anders. Fast alle Räume bleiben leer und man geht durch ein stilles Gebäude. Dort, wo sonst gespielt, gelacht und getobt wird, ist niemand. Nur wenige Kinder sind in der Einrichtung. Der Tagesablauf sowie die dazugehörigen Abläufe sind gleich und doch anders. Viele neue Aufgaben an die man denken muss. Desinfektion ist noch wichtiger. Die wenigen Kinder die da sind bekommen die volle Aufmerksamkeit. Die Erzieherinnen versuchen, es ihnen so leicht wie möglich zu machen. Aber natürlich merken selbst die Kleinen, dass alles anders ist.
Aber es hilft alles nichts. Das Wichtigste ist im Moment, dass Beste aus der Situation zu machen und zu hoffen, dass bald alles wieder beim vertrauten „Alten“ ist und wieder mehr Leben in die Kinderkrippe „Borkener Bergzwerge“ kommt“.

Ein Tag in der Notbetreuung bei den Bergzwergen

Der Gruppenraum ist leer und verwaist.

Sabine Carls, Erzieherin in der Kinderkrippe „Borkener Bergzwerge“ erzählt von ihrem ersten Tag in der Notgruppe der Kinderkrippe:
„Heute war mein erster Tag in der Notgruppe bei den Borkener Bergzwergen. Normalerweise arbeite ich in der Gruppe „Krabbelzwerge“ mit zwei weiteren Kolleginnen und betreue 12 Kinder im Alter von 1 bis 3 Jahren. Heute arbeite ich mit einer Kollegin aus einer anderen Gruppe und wir betreuen zwei Kinder aus zwei verschiedenen Gruppen. Ganz ungewohnt war schon die Bringsituation.  Eltern übergeben uns die Kinder im vorderen Flurbereich, tragen sich in Anwesenheitslisten ein und verabschieden sich kurz. Im außergewöhnlich ruhigen Gruppenraum haben wir gespielt, gelesen und Späße gemacht. Danach wurde gemeinsam gefrühstückt und erzählt. Nach dem ersten Schläfchen der Kleinen gegen halb elf haben wir gepuzzelt, Bücher gelesen und Legotürmchen gebaut. Die ungewohnte Ruhe und die intensive Zuwendung mögen die beiden Kinder sehr. Sie lachen uns an, sitzen bei uns und genießen die ungestörte Zeit, die wir für sie haben. Oft fühle ich mich entschleunigt und ganz bewusst nehme ich die Ruhe in der Zeit der traurigen Mitteilungen wahr. Im Vorfeld habe ich mir überlegt, wie der Tag wohl vergeht, wenn nur wenig Kinder in der Einrichtung sind. Es waren schöne Stunden, die auch ein wenig abgelenkt haben“.

Und plötzlich war alles anders….

Auch die Leiterin der Kinderkrippe „Borkener Bergzwerge“ hat einen Bericht geschrieben, wie es ist, eine Kinderkrippe von zu Hause aus zu leiten:

In solchen ungewöhnlich Zeiten ist das Arbeiten in der Kinderkrippe Borkener Bergzwerge ganz anders. Im ganzen Gebäude ist Ruhe und Stille.
Der Home-Office-Arbeitsplatz von Sandra Bär, Leiterin der Kinderkrippe „Borkener Bergzwerge“.

„Alles begann mit der Nachricht, dass Schulen und Kindertageseinrichtungen wegen der Corona-Krise die nächsten Wochen geschlossen haben werden. Da ich zur Risikogruppe gehöre, wurde es mir ermöglicht, zu Hause zu arbeiten. Nach mehreren Wochenend-Krisensitzungen fuhr ich am Montag in die Einrichtung Borkener Bergzwerge. Ein komisches Gefühl, da ich nicht wusste, für wie lange ich nicht mehr dort sein werde.
Beim Ankommen in der Einrichtung: Keine Kinder, keine Eltern, das Team kam nach und nach mit betroffenen Gesichtern. Alles war anders...
Mein gesamtes Team wurde eingewiesen. Wir erstellten Notfallpläne, bildeten 2er-Teams und teilten unsere Dienste ein.  Die Erzieherinnen wurden mit Heimarbeit, wie Entwicklungsschnecken, Vorbereitung der Elterngespräche etc. nach Hause geschickt, mit der Auflage immer für die Stadt Borken verfügbar zu sein. Ich teilte dem Team mit, dass ich die Leitung von zu Hause aus weitermache und ich ihnen jederzeit zur Verfügung stehe. Dann fuhr ich mit meinem Laptop nach Hause. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich mehrere Woche zu Hause bleiben kann, hätte ich mich vielleicht gefreut eine Auszeit zu haben. Aber diesmal war das Gefühl ganz anders. Aber ich beschloss, gemeinsam mit der Stadt Borken, die Leitung der Einrichtung von zu Hause aus zu machen. Der Laptop wurde umgestellt, Mails kamen schon mal zu mir nach Hause.  Es gibt täglich was zu organisieren, da sich die Situation immer wieder neu ändert. Ich telefoniere täglich mit den diensthabenden Erzieherinnen und gebe neue Infos weiter. Informiere Eltern, wenn es Änderungen gibt und arbeite zu Hause einige Sachen auf, die sonst immer liegen geblieben sind. Manchmal ist es schwierig, da einige Dokumente, die ich brauche in meinem Büro sind. Am Wochenende fahre ich dann dort hin, um mir Arbeit für die nächste Woche zu holen. Wenn man durch die leeren Gruppenräume und den leeren Flur geht, sind meine Gedanken: In einem Haus, wo sonst immer so viel Leben durch die Kinder ist, ist jetzt völlige Stille: Wo ist die Fröhlichkeit, die Unbefangenheit und das Lächeln der Kinder? Wo sind die Kolleginnen? Und wo die Eltern? Viel Zeit nimmt der Austausch mit den anderen Leitungskollegen und der Fachbereichsleitung der Stadt Borken in Anspruch, aber das ist in unserer Situation ganz besonders wichtig! Abschließend kann ich noch sagen: Ich weiß jetzt ganz bewusst, warum ich im sozialen Bereich arbeite: Ich vermisse täglich die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen, unser Lachen und unsere Vertrautheit, die Kinder und den Austausch mit den Eltern!

Aber uns bleibt nichts Anderes übrig, als durchzuhalten – gemeinsam werden wir die Krise hoffentlich überstehen. Ich wünsche mir, dass wir uns bald gesund wiedersehen“ (Sandra Bär, Leiterin der Einrichtung Borkener Bergzwerge).