Restaurierung Schaufelrad Singlis

Ein Schmuckstück für Singlis

Das Schaufelrad im Ortskern von Singlis erstrahlt wieder in altem Glanz. Das Industriekulturgut wurde im Juni sorgfältig restauriert und konserviert. „Wir sind richtig stolz auf unsere Arbeit“, sagt Lars Gimbel. Der Chef der Sandstrahltechnikfirma aus dem Borkener Stadtteil Kerstenhausen hat das Ausstellungsstück in den letzten Wochen gemeinsam mit seinen Mitarbeitern von Grund auf überholt. „Eine Restaurierung ist weit mehr als bloßes Anstreichen“, erklärt der Metallfachmann.

Das Schaufelrad wurde gereinigt, sandgestrahlt, entrostet, geschweißt, abgedichtet, neu grundiert, mit Korrosionsschutz beschichtet und neu angestrichen. Die aufwändigen, exakt aufeinander abgestimmten Arbeitsprozesse sorgen dafür, dass das museale Ausstellungsstück wieder als Blickfang in Singlis wahrgenommen wird und, was noch wichtiger ist, dass die Industriekultur langfristig vor den Unbilden der Witterung und der UV-Strahlung der Sonne geschützt ist.

„Genau das ist der Unterschied zu reinen Malerarbeiten“, merkt Gimbel an, der auch schon an dem Schaufelrad, das vor dem Themenpark Kohle & Energie steht, gearbeitet hat. Die Sandstrahltechnik Gimbel GmbH ist vor allem überregional im Einsatz und hat sich in den vergangenen Jahren einen guten Namen gemacht.

„Das Singliser Schaufelrad spiegelt die Bergbau- und Lokalgeschichte in Singlis wider. Im Jahr 1995 wurde es aufgestellt. Jetzt wurde es höchste Zeit, etwas zu tun“, meint Ortsvorsteher Jürgen Zaschke. Bürgermeister Marcèl Pritsch ergänzt: „Bevor wir die Erhaltungsmaßnahme in Angriff nahmen, haben wir erst einmal nachgefragt, ob die Singliserinnen und Singliser das Projekt Schaufelrad unterstützen. Das war natürlich der Fall“.

 

Montanhistorisches Kulturgut und zeitgeschichtliches Exponat
Die Stadtsparkasse Borken unterstützte die Restaurierung und Konservierung des Schaufelrades finanziell. „Unser Institut fühlt sich den Menschen und ihrer Geschichte verbunden. Wenn es um ein solch besonderes Industriekulturgut geht, beteiligen wir uns gerne“, erläutert Christoph Ernst, Vorstandschef der Sparkasse, der dem Förderkreis des Museums eine Spende in Höhe von 1.600 € überwiesen hatte.

Fachleute am Werk. Firmenchef Lars Gimbel (links) und der technische Museumsmitarbeiter, Thomas Mieth, begutachten Risse im Metall, deren Ausmaß sich erst nach dem Sandstrahlen offenbarte. Die zum Teil fingerdicken Spalten mussten zugeschweißt und abgedichtet werden, um zu verhindern, dass künftig Wasser in das Innere des Schaufelrades eindringt und zu neuen Korrosionsschäden führt.


Auch Lars Gimbel zeigte sich äußerst kulant, berechnete seine Arbeitsstunden nur zum Teil und sparte somit für das Museum 2.600 € an Kosten ein. Bürgermeister Marcèl Pritsch und der Förderkreisvorstandsvorsitzende Heinz Meier bedankten sich sehr herzlich für die Unterstützung. Auch das Land Hessen förderte das Projekt. „Ich kann einfach nicht tatenlos zusehen, wie Metall vor sich hinrostet“, konstatiert Lars Gimbel und fügt mit einem Lächeln hinzu: „Mission accomplished – Die Aufgabe ist erfüllt.“


Auch die technischen Mitarbeiter des Museums beteiligten sich an der Projektrealisierung. Sie stellten das Gerüst auf und Thomas Mieth führte die Schweißerarbeiten durch. „Herr Mieth hat eine prima Arbeit abgeliefert. Wir haben Hand in Hand zusammengearbeitet“, lobt Lars Gimbel.

Jetzt ist das Singliser Schaufelrad wieder vollwertiger Bestandteil des Braunkohlerundweges. Dieser 32 Kilometer lange Rad- und Wanderweg führt mitten in die Bergbaufolgelandschaft und verknüpft die Museumsstandorte und die Seenlandschaft mit den Orten, in denen der Bergbau einst umging.

Das Hessische Braunkohle Bergbaumuseum bereitet derzeit noch eine Ausstellungstafel vor, die den Wanderern, Radfahrern und Passanten die Geschichte des markanten Ausstellungsstückes erzählt. Sie führt die Leser in die Wirtschaftswunderzeit und in die Borkener Bergbau- und Kraftwerksära zurück.


Der Bagger 11 im Einsatz im Borkener Kohlerevier

Der Schaufelradbagger Nr. 11 zählt zu den ersten Großgewinnungsgeräten, die die Preußische Elektrizitäts-AG nach dem Zweiten Weltkrieg für den Standort Borken anschaffte. Der im Jahr 1948 in Dienst gestellte Bagger war der größte Schaufelradbagger im hiesigen Kohlerevier. Er wurde in mehreren Tagebauen eingesetzt, unter anderem als Hauptgewinnungsgerät im Tagebau Singlis, der von 1961 bis 1972 Braunkohle förderte.

Die hohe Förderleistung des Großgerätes trug dazu bei, das Kraftwerk Borken mit genügend Brennstoff zu versorgen. Der Stromverbrauch stieg im Zuge des bundesdeutschen Wirtschaftswunders rasant. Dementsprechend wurden die Bergbau- und Kraftwerkbetriebe in Borken systematisch erweitert. So entstand unter anderem ein so genanntes Vorschaltwerk, das im Jahr 1951 seinen Betrieb aufnahm und das mit Mitteln des Marshallplans gebaut wurde. 

Der Bagger 11 wurde im Jahr 1983 verschrottet. Nur das markante Schaufelrad blieb erhalten. Das Singliser Schaufelrad ist somit aus montanhistorischer und zeithistorischer Sicht ein außergewöhnliches Exponat.