Vom Schaf zum Pulli


Ende April hatten die Erzieherinnen und Kinder der Waldkindertagesstätte Borkenkäfer die Gelegenheit, auf der nahegelegenen Streuobstwiese des Vereins Hundrück e.V. bei der alljährlichen Schafschur dabei zu sein.  Bei ihrer Ankunft standen die Coburger Fuchsschafe schon dichtgedrängt im Stall und warteten darauf, dass ihnen die Wolle, die sie den Winter über warmgehalten hatte, nun bald abgenommen wird.

Schafe von ihrer Wolle befreit

Beim Verein Hundrück e. V. wurden die Coburger Fuchsschafe von ihrer Wolle befreit.

Der Schafscherer hatte seine elektrische Handschermaschine schon bereitgestellt und so konnte es gleich losgehen. Mit Hilfe eines Mitarbeiters wurde jedes Schaf einzeln aus dem Pferch geholt und so platziert, dass es halb auf dem Rücken liegend zwischen den Beinen des Schafscherers eingeklemmt war. So hielt es annähernd still und konnte Stück für Stück geschoren werden. Was sich so leicht anhört, ist eine durchaus anspruchsvolle, körperlich anstrengende Tätigkeit, die viel Erfahrung und Sachkenntnis voraussetzt. Schließlich gilt es, möglichst viele Schafe möglichst zügig zu scheren, ohne sie dabei mit der scharfen Schere zu verletzen.

Die Kinder standen außerhalb des Gatters und schauten fasziniert zu. Anschließend halfen sie, das auf dem Boden liegende Wollvlies in große Papiersäcke zu packen. Hierbei konnten sie feststellen, wie fettig die Rohwolle der Schafe war, da die Haut an den Händen mit der Zeit richtig weich wurde. Man konnte auch gut den Geruch des Wollfettes (Lanolin) wahrnehmen – zugegebener-maßen vermengt mit einem Hauch Stallmist, der stellenweise noch in der Wolle hing. Nachdem jedes Schaf geschoren war, wurde es auf die Wiese entlassen, sichtlich erleichtert nach der vorangegangenen Prozedur.


Weiterverarbeitung des Rohstoffes

Einige Säcke Wollvlies kamen an diesem Vormittag zusammen. Leider wird dieser tolle Rohstoff, aus dem sich nicht nur Wolle für Kleidung herstellen lässt, in der heutigen Zeit kaum noch nachgefragt. So findet auch die Wolle der Fuchsschafe kaum noch Abnehmer und man versucht, sie über das Internet an Interessierte (Hobby-SpinnerInnen, GärtnerInnen, ...) abzugeben.

Die Erzieherinnen der Waldkindertagesstätte Borkenkäfer nahmen ebenfalls dankend einen Sack Wollvlies mit.

Einige Tage später wurde den Kindern im Waldkindergarten damit veranschaulicht, wie aus Rohwolle schließlich ein Kleidungsstück hergestellt wird. Dafür wurde das Vlies, in dem noch jede Menge Schmutz und Staub haftete, zunächst sortiert und das weniger verschmutzte vorsichtig in warmem Seifenwasser gewaschen. Einige Kinder genossen mit den Händen das Gefühl der weichen Wolle im Seifenbad. Anschließend kam die gewaschene Rohwolle zum Spülen in Essigwasser, bevor sie zum Trocknen aufgehängt wurde. Um das Warten auf die trockene Wolle abzukürzen, hatte Mitarbeiterin Martina schon Wolle vorgewaschen und getrocknet und so konnte es umgehend weitergehen. Auf einem langen Tisch wurde nun der Weg der Wolle hin zum Kleidungsstück dargestellt und erklärt.

Eine Mutter eines Waldkindergartenkindes hatte aus ihrer eigenen Zeit im Waldorf-Kindergarten Erfahrungen in der Wollverarbeitung und erläuterte den Kindern wie das Vlies gekämmt und dann zu einem Wollfaden gedrillt wird. Natürlich wurde den Kindern erklärt, dass dies heutzutage mit Maschinen gemacht wird, während früher mit der Hand und dann mehr und mehr mit Hilfsmitteln wie Kämmen und Spinnrädern gearbeitet wurde. Mehrere mitgebrachte, fertig gewickelte Wollknäuel zeigten das Ergebnis des Spinnens.

Im nächsten Schritt erfuhren die Mädchen und Jungen, wie man mit der Wolle stricken und häkeln kann. Auch ein Webrahmen befand sich auf dem Tisch, so dass einige Kinder das Weben ausprobieren konnten. Am Ende gab es noch einige gestrickte und gehäkelte Kleidungsstücke zu bewundern. Aus Wolle Gestricktes oder Gewebtes hatten an diesem Tag leider nur wenige an, aber das war sicherlich auch der Jahreszeit geschuldet.

Über die Einladung zur Schafschur und die Eltern-Hilfe beim Woll-Projekt haben die Erzieherinnen und Kinder sich sehr gefreut und möchten sich auf diesem Weg nochmals herzlich beim Verein Hundrück e.V., beim Schafscherer-Team sowie bei der unterstützenden Mutter bedanken!

Der Ausflug wurde selbstverständlich unter den geltenden Hygiene- und Abstandsregeln durchgeführt.