Ende der Ära Kraftwerk


Vor 30 Jahren, am 15. März 1991, ging das Kraftwerk Borken vom Netz. Damit endete die Bergbau- und Kraftwerksära, die die Region in wirtschaftlicher, sozialer, landschaftlicher und kultureller Hinsicht fast 70 Jahre lang geprägt hat.

Ein Kraftwerk geht vom Netz!Ein historischer Moment: Heinz Bank, Mitarbeiter der Abteilung Borken der PreussenElektra, schaltet am 15. März 1991 das Kraftwerk Borken ab. Damit verloren auch die Bergbaubetriebe ihre Existenzberechtigung. Schicht im Schacht.

Die Stadt Borken verlor damit ihren wichtigsten Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb, ihren Hauptsteuerzahler und – mit den fünf Schornsteinen – ihr Wahrzeichen. Die Kohle hatte seit den 1920er Jahren für Wohlstand und Wachstum gesorgt und den Strukturwandel von der Agrar- zur Industriewirtschaft befeuert. Mit der Schließung der Bergbau- und Kraftwerksbetriebe stand nun, 1991, ein weiterer Strukturwandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft bevor.

Das Braunkohlekraftwerk Borken, 1922/23 errichtet, verfeuerte bis ins Jahr 1991 insgesamt 66 Millionen Tonnen Braunkohle und produzierte damit 58 Milliarden Kilowattstunden elektrische Energie. Zum Zeitpunkt seiner höchsten Ausbaustufe, Mitte der 1960er Jahre, versorgte es bis zu 600.000 Menschen mit Strom. Ein Großteil des bei der Verbrennung erzeugten Kohlenstoffdioxids befindet sich noch heute in der Erdatmosphäre und trägt als langfristige Folge der Nutzung fossiler Energien zur Erderwärmung und zum Klimawandel bei.

Die heutigen Kraftwerksgebäude werden für eine Recyclinganlage für Kunststoffe genutzt.

Das Kraftwerk galt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als leistungsstärkster Konzernstandort der Preußischen Elektrizitäts-AG, aus der später die E.on und die Uniper hervorgehen sollten.

Fallende SchornsteineIn den Jahren 1994/95 erfolgten umfangreiche Abrissarbeiten auf dem Kraftwerksgelände. Die fallenden Schornsteine symbolisieren den De-Industrialisierungsprozess. Doch in Borken gingen die Lichter nicht aus. Die Stadt gestaltete den Strukturwandel aktiv mit und setzte z.B. die Bergbaufolgelandschaft touristisch in Wert.