Historische Brauereigeschichten


Borken kann in seiner Historie über einige Brauereien berichten. Hier eine historische Zusammenfassung der Brauhäuser in und um Borken:

Städtisches Brauhaus

Das städtische Brauhaus Borken befand sich in der Totengasse 12 (heute Bahnhofstraße 77). Bis 1819 wurde dort von den brauberechtigten Bürgern im Reihebrauverfahren Bier hergestellt. Danach wurde das Brauhaus, das 1841durch einen Neubau ersetzt wurde, bis zum Verkauf in den 1860er Jahren jeweils für drei Jahre verpachtet. Erster Pächter war 1820 der Bäckermeister Lorenz Hahn. Als weitere Pächter sind Phillip Koch (1852 bis 1857) und Adam Hempler (1859 bis 1863) bekannt. Im November 1865 erwarb die Witwe von Andreas Bartholmai, Gertrude Bartholmai, das Brauhaus; leider ist der Vorbesitzer nicht bekannt. Ihr Schwiegersohn Eugen Beer wurde im März 1866 Mitbesitzer der Brauerei. Im Februar 1870 ging das Brauhaus vollständig in den Besitz von Eugen Beer über, jedoch verkaufte er schon eine Woche später an Nicolaus Cornelius aus Waldau bei Kassel. Dieser verkaufte bereits im Oktober 1872 an Eugen Beer zurück. Letzter Brauereibesitzer war von Januar 1874 bis Oktober 1875 Heinrich August Heinz, ein Bierbrauer aus Kahlert im Thüringer Wald. Anschließend wurde die Brauerei geschlossen und veräußert.

Brauerei Freitag

Das Gebäude der ehemaligen Brauerei Freitag (Aufnahme aus 2008).
Ein Bierkrug Ch. Freitag aus dem Familienbesitz.

Der Schreinermeister Jacob Freitag (1823 bis 1889) gründete um 1873 auf dem Gelände seiner Schreinerei (Gebäude Nr. 101 bis 104, heute Marktstraße 2) eine Brauerei. Sein älterer Sohn Georg Christian Freitag war mindestens seit 1877 ebenfalls als Bierbrauer im Betrieb tätig. Dessen jüngerer Bruder Ludwig (1852 bis 1910) übernahm 1883 die Leitung der Brauerei, Georg Christian war fortan als Kaufmann tätig.

Ein Kellergewölbe am heutigen Trieschweg diente seit dieser Zeit als Fasshalle und Eiskeller. 1889 wurden 559 hl Bier produziert. 1897 wurde das Brauereianwesen in südlicher Richtung durch den Erwerb der Gebäude 106 und 107 erweitert. 1910 starb Ludwig Freitag und seine Witwe Martha Elisabeth Freitag übernahm die Braukonzession.

Vermutlich wurde der Brauereibetrieb spätestens 1912 eingestellt. In diesem Jahr wurden die Räumlichkeiten der Brauerei in einen Saal mit Schankwirtschaftskonzession umgebaut. Die beiden Söhne Jacob Nicolaus und Carl Nicolaus Freitag kamen 1915 im Ersten Weltkrieg ums Leben.

Brauerei Mach

Die Kleinbrauanlage der Biermacherei Markus Mach.

Im März 2020 meldete Markus Mach seine kleine Brauerei gewerblich an. Vorher war Mach schon längere Zeit als Hobbybrauer aktiv und bietet seit einigen Jahren in seiner Kleinbrauerei im Bommerweg 18 auch Braukurse an. Weitere Standbeine der Firma Mach sind ein Laden mit regionalen Spezialitäten, Schankanlagen-Service und Vertrieb von Speidel Brauanlagen.


Brauerei Hack

Georg Hack jun. vor seinem ersten LKW.

Im 1974 eingemeindeten Stadtteil Kerstenhausen erbaute Conrad Semmler im Jahr 1850 ein Gebäude mit Gewölbekeller. Leider ist nicht bekannt, ob dies auch das Gründungsjahr der Brauerei ist. Vermutlich 1876 übernahm Robert Hack die Brauerei Semmler und baute sie in der Folge zur Dampf-Bierbrauerei aus. Aus den Unterlagen der Eichbehörde geht hervor, dass etwa 430 Fässer mit einem Gesamtfassungsvermögen von ca. 130 hl im Umlauf waren. Flaschenbier wurde ebenfalls hergestellt. 1904 wurde ein neues Kesselhaus für die Dampfkesselanlage projektiert. Um 1905 erfolgte der Generationswechsel, die Leitung der Brauerei ging an Georg Hack. Noch vorhandene Aufzeichnungen über den Braubetrieb reichen bis in das Jahr 1912. Danach nutzte Georg Hack die Räumlichkeiten der ehemaligen Brauerei zum Getränkehandel. Sein Sohn Georg und anschließend dessen Sohn Robert Hack führten den Getränkehandel bis Ende 2013 weiter. Die Gaststätte ist heute in der fünften Generation im Familienbesitz: Sie wird von Katja Hack geleitet.

Die historischen Geschichten wurden zusammengetragen von Klaus-Dieter Schupp, Gießen und Ulrich Schneider, Eschborn. Freundliche Unterstützung gab es von Katja Hack, Björn Bott und Markus Mach.