Friede auf Erden


Mit einer Andacht mit Gesang, Posaunenklängen, Gebeten, viel Dank und dem Wunsch nach dauerndem Frieden sind die beiden neuen Glocken für die Stadtkirche Borken feierlich empfangen worden. Mehrere hundert Menschen waren gekommen. Die Glocken wurden nach dem Herausnehmen der beiden alten Stahlglocken mit einem Kran in die Glockenstube gehoben und werden am Pfingstsonntag, 28. Mai, ab 10 Uhr erstmals erklingen. Die Glocken aus der Werkstatt Rincker in Sinn im Lahn-Dill-Kreis werden durch Propst im Ruhestand Helmut Wöllenstein geweiht. Sie ertönen dann mit der Bronzeglocke aus dem Jahr 1441. Die hatte Meister Gebelen vermutlich in Homberg gegossen. Sie ist dem Apostel Andreas geweiht und läutete bis zur Auflösung im Kloster Breitenau. Dann kam sie in die Vorgängerkirche des heutigen Gotteshauses.

„Sie klingt heute noch wunderbar“, sagt der Glockenexperte Dennis Willershausen. Er ist der Initiator der neuen Borkener Glocken und freut sich: „Die Borkener haben sich mutig der großen Herausforderung des Glockentausches gestellt.“ Zum Empfang der neuen Glocken läuteten mittags die vier Glocken der katholischen Kirche und die Friedhofsglocke. Alle Klangkörper sollen künftig zu besonderen Anlässe gemeinsam als ein harmonisches Stadtgeläut erklingen. Die alten Glocken haben auf dem Gelände der Kirche und des Bergbaumuseums einen würdigen Platz gefunden. Rund 115 000 Euro werden in das Glockenprojekt investiert.

Glaube, Liebe, Hoffnung und Friede auf Erden – so lauten die Inschriften der neuen Glocken – 991 und 592 Kilogramm schwer. Beim Empfang wurde mehrfach der Wunsch unterstrichen, dass die Glocken künftig immer zum Frieden mahnen mögen. „Danke, auch für die alten Glocken, Danke, sie hatten ihre Zeit“, sang die Gemeinde, und: „Danke, für das Geschenk der Glocken, Danke für jeden frischen Klang.“ Den hatte sich Fachmann Willershausen schon im Jahre 2007 gewünscht und den damaligen Pfarrer Matthias Kämpfer angesprochen. Doch die inzwischen für über 1,1 Millionen Euro abgeschlossene Innenrenovierung hatte damals Vorrang.

Es hatte mit der so genannten Schneewette Förderkreis gegen Gemeinde Heiligabend 2007 begonnen. Mit Hilfe der Technik wurden Schneebälle „gezaubert“, und 10 000 Euro kamen zusammen – der Start der Renovierung.

„Von der Pflicht zur Kür“ kommentierte Kämpfer jetzt die Anschaffung der neuen Glocken. Dass die alten aus Stahl wegen des schlechten Nachkriegsmaterials „kurz vor dem Lebensende“ standen, war von der Wartungsfirma immer wieder betont worden. Willershausen sieht in den neuen Glocken „die Krönung der Kirchenrenovierung“, auch wenn diese nun außen fortgesetzt werden muss.

Musikalische Begrüßung mit Posaunenklängen: Mit einem festlichen Akt mit Gesang, Gebet und Danksworten wurden die neuen Glocken auf dem Platz vor der Kirche empfangen. (Foto: M. Schaake)

Hartmut Paul, der Vorsitzende des Kirchenvorstandes, sieht in der Restaurierung des Glockenstuhls und den neuen Klangkörpern „einen wichtigen Schritt der Sanierung des gesamten Gebäudes, die noch nicht abgeschlossen ist“, wie er im HNA-Gespräch sagte. Als die neuen Glocken erstmals per Hammerschlag ertönten, habe er – so Paul – „ein Lächeln  auf den Gesichtern der versammelten Gemeinde“ gesehen.

„Freude und Erleichterung“ äußerte Pfarrer Björn Kunstmann gegenüber der HNA, „wir sind jetzt einen Schritt weiter – ein erhabenes Gefühl.“ Als Kirche sei man besonders Gott gegenüber dankbar, sagte der Pfarrer während der Andacht. Die Glocken sollen auch an die Erneuerung in der Taufe erinnern „und in Liebe und Frieden zu leben“.  Kunstmann dankte für die große Unterstützung und Spendenbereitschaft.

„Die Finanzierung ist gesichert“, sagte Norbert Kögel, der Vorsitzende des Finanzausschusses, gegenüber der HNA. Über 80 000 Euro seien bisher gespendet worden.  Er sei nunmehr 33 Jahre im Kirchenvorstand, die neuen Glocken seien der Höherpunkt dieser Zeit. Zum Guss in der Werkstatt Rincker sagte er: „Emotionen pur.“

„Ohne Glocken fehlt etwas, heute ist ein absoluter Tag der Freude“, betonte Kögel. Weitere 4000 Euro überreichte Sonja Lehmann namens des Geschichtsvereins, 3000  Euro spendete die Stadtsparkasse Borken.

Mit viel Herz sei die Sammlung vorangetrieben worden, sagte Dekanin Sabine Tümmler. Sie unterstrich, wie notwendig der Friede auf Erden ist und wünschte „viel Freude“ mit den neuen Glocken und dem Dreiklang.

Es waren viele Besucher gekommen, um den Austausch der Glocken mitzuerleben. Vorn steht die alte Glocke, dahinter die beiden neuen glänzenden Exemplare aus Bronze, die die künftig gemeinsam mit der Glocke aus dem Jahr 1441 erklingen werden (Foto: M. Schaake).

Namens der katholischen Gemeinde Christ König sagte Pfarrer Peter Göb, man werde nunmehr „ein wunderbares Stadtgeläut“ haben: „Alles Gute und Gottes Segen für unser schönes, gemeinsames Stadtgeläut – möge es Jahrhunderte halten“. Er erinnerte daran, dass die vier Glocken für die katholische Kirche Pfingsten 1968 geweiht worden waren.

Ein herzliches Glück auf wünschte Bürgermeister Marcèl Pritsch, der von einem „Richtfest für unsere Glocken“ sprach. „Ein wunderbares Stadtgeläut“ werde künftig erklingen. "Der Klang der Glocken begleitet uns zukünftig durch den Tag, den Monat, das Jahr. Sie begleiten uns durch das Leben". Pritsch zitiert einen Richtspruch: „Das Geläut soll schenken Glück und Mut, die Mauern schützen uns vor jeder Flut und jedem Sturm und jeder Widrigkeit heute und auch morgen – bis in alle Zeit.“ (Text: Manfred Schaake).