Erinnern, mahnen, auseinandersetzen


In der vergangenen Woche jährten sich die Ereignisse der Reichspogromnacht zum 85. Mal. In der Region dienten Borken und Felsberg bereits am 8. November 1938 als Versuchsfeld für das, was dann bundesweit einen Tag später geschah. Mit einem Schweigemarsch vom Jüdischen Friedhof in der Borkener Jahnstraße zum Gedenkstein am Standort der ehemaligen Synagoge in der Hintergasse, begann eine würdevolle Gedenkfeier. Stadtverordnetenvorsteher Michael Weber begrüßte zahlreiche Bürgerinnen und Bürger der Großgemeinde sowie Schülerinnen und Schüler der Gustav-Heinemann-Schule und erinnerte an die schlimmen Ereignisse der deutschen Geschichte.

Bei ihrem Besuch in der Felsberger Synagoge ließen sich einige Schülerinnen und Schüler eine Thora-Rolle erklären – die jüdische Gebetsrolle, die in Gottesdiensten verwendet wird.

Nationalsozialismus im Schwalm-Eder-Kreis

Im Rahmen einer Projektwoche hatten sich Schülerinnen und Schüler unterschiedlichen Alters zusammen mit ihren Lehrern Marco Seibel und Nina Heimel mit dem jüdischen Leben und dem Nationalsozialismus in Borken und im ganzen Schwalm-Eder-Kreis beschäftigt. Unter anderem haben sie dafür den jüdischen Friedhof sowie die Synagoge in Felsberg besucht. Am Mittwoch vergangener Woche berichteten sie ihren Zuhörern eindrücklich von ihren Erlebnissen und was sie dabei empfunden haben. „Wir hatten nicht damit gerechnet, dass das Thema nur kurze Zeit später durch den Terrorangriff in Israel wieder so präsent sein würde.“ Außerdem präsentierten die Schülerinnen und Schüler Fotos und selbst gestaltete Banner, die die Besucher im Anschluss an die Gedenkfeier noch einmal auf sich wirken lassen konnten.  

Pfarrer Peter Göb berichtete u.a. über eine der letzten noch lebenden Zeitzeugen Margot Friedländer.

Pfarrer Peter Göb gedachte den Ereignissen als Vertreter der örtlichen Kirchen. Er erinnerte daran, dass es die Generation der „Erstzeugen“ bald nicht mehr geben wird. Es sei daher umso wichtiger, die Menschen und ihre Geschichte nicht zu vergessen.

Bürgermeister Marcèl Pritsch ging in seiner Rede noch einmal auf die kürzlich stattgefundene Stolpersteinverlegung ein, für die der Künstler Gunter Deming Stolpersteine für ehemalige jüdische Familien aus Borken anfertigte. Zwei Nachfahren waren dafür extra aus Californien angereist, eine aus Berlin.

 

Stadtverordnetenvorsteher Michael Weber und Bürgermeister Marcèl Pritsch (rechts) legten gemeinsam einen Kranz am Gedenkstein der ehemaligen Synagoge in der Borkener Hintergasse nieder.

Zum Abschluss der Gedenkveranstaltung erfolgte die Kranzniederlegung durch Stadtverordnetenvorsteher Michael Weber und Bürgermeister Marcèl Pritsch am Gedenkstein der ehemaligen Synagoge.